Rapid E-Learning bezeichnet die schnelle, einfache und kostengünstige Entwicklung von E-Learning Lösungen. Im Unterschied zur Produktion von WBTs werden die Lerninhalte nicht erst mit einem mehr oder minder komplizierten Autorensystem erstellt, sondern die Inhalte werden aus bereits bestehenden Standard-Anwendungen, wie PowerPoint-Präsentationen, Word-Dokumente oder PDFs, in kürzester Zeit in interaktive Lernmodule umgewandelt. Dies wird vor allem durch klare, vorgegebene Strukturen im Layout, den Inhalt, den möglichen Darstellungen und Interaktionen, sowie des Erstellprozesses selbst erreicht. Rapid E-Learning Tools arbeiten oftmals mit standardisierten Darstellungsformen und Interaktionen, die es ermöglichen auch mit geringem technischem Wissen digitale Lerninhalte zu erstellen. Die Autoren haben daher nur ein bestimmtes, vorgegebenes Set von Gestaltungsmöglichkeiten, die sie verwenden können.
Ein Autor könnte beispielsweise einen PowerPoint-Foliensatz erstellen und eine Präsentation aufzeichnen. Zusätzlich könnte man eine softwarebasierte Lernerfolgskontrolle hinzufügen und das Ganze als .webm-Video-Datei, in ein Learning Management System (LMS) oder einer Webseite hochladen. Aber auch vorhandenes Kursmaterial kann neu zusammengestellt und digitalisiert werden oder Lerninhalte werden per Video, Screen Recording oder Audio aufgenommen.
Vor 15 Jahren wurden die ersten Rapid E-Learning Tools in den Markt eingeführt und erreichten aufgrund ihrer einfachen Bedienbarkeit und der Möglichkeit, schnell aus einer PowerPoint Präsentation einen E-Learning Kurs erstellen zu können, große Beliebtheit. Allerdings wiesen bereits damals einige Experten auf die Grenzen dieser Methode hin. Denn es wurde bezweifelt, dass ein Präsenz-Kurs mit demselben Foliensatz funktioniert wie ein E-Learning Kurs. Die kommunikative Vielfalt in der Interaktion mit den Lernenden im Klassenzimmer lässt sich nicht in eine PowerPoint Präsentation komprimieren. Der Vorwurf lautete, dass ein Rapid E-Learning Kurs lediglich eine passive Informationspräsentation anstelle eines aktiven Trainings mit Fragen, Workshops und Problemen sei. Bis heute konnte dieser Vorwurf nicht ganz ausgeräumt werden. Der Vorteile des Rapid E-Learnings liegt vor allem im Wirtschaftlichen. Durch Rapid E-Learning ist eine breite Basis von Dozenten und Organisationen in der Lage, E-Learning Kurse auch ohne einen Stab von E-Learning Experten zu erstellen. Es bleibt einen guten Kompromiss zwischen der ökonomischen Notwendigkeit für Rapid E-Learning einerseits und der pädagogischen Zielsetzung nach gutem Instruktionsdesign andererseits zu finden.
Traditionelle E-Learning Entwicklungsprojekte können mehrere Monate in Anspruch nehmen. Im Gegensatz dazu ist der Anspruch von Rapid E-Learning, Kurse innerhalb weniger Wochen, gar wenigen Tagen zu erstellen. Während beispielsweise eine Stunde eines konventionellen E-Learning Kurses 100 bis über 300 Entwicklerstunden benötigen, benötigt eine Rapid E-Learning Einheit gleicher Laufzeit im Durchschnitt ca. 30 Entwicklerstunden.
Auf dem Markt sind viele Rapid E-Learning Tools mit unterschiedlichsten Möglichkeiten verfügbar. Die meisten davon sind Autorenwerkzeuge, die Rapid E-Learning als Feature beinhalten wie beispielweise Articulate Storyline oder iSpring Suite. Einige dieser Werkzeuge behandeln jede Folie als Lernobjekt und erlauben es, Tests und Online-Aktivitäten zwischen den Folien hinzuzufügen. Ein Markttrend ist weiterhin die Kombination von Rapid E-Learning mit Screencasts (das Filmen des eigenen Bildschirms einschließlich der Mausbewegungen), um sowohl einen Foliensatz als auch Anwendungsdemonstrationen nutzen zu können. Diese Kombination ist insbesondere bei Einführungskursen zu Software-Produkten sinnvoll.