e-Learning auf der Zukunft Personal

Gestern ging die Zukunft Personal 2017 zu Ende, die vom 19.-21. September in Köln stattfand. Wie immer, nach der Heimkehr, die gleiche Frage: Was hat’s denn nun gebracht? Und: gehen wir nächstes Jahr da wieder hin?

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Um es kurz zu machen: Ja, ich will da wieder hin. War gut, war interessant und wir haben was mit heim genommen. Womit wir auch schon bei der Frage nach dem Nutzen wären.

Für uns als Berater bei Uhlberg Advisory ist es wichtig, den Trend zu erspüren. Ganz einfach ist das nicht – allein schon die Frage: „der Trend wovon?“ ist knifflig. Soll es ein Trend sein, der bei Anbietern sichtbar wird? Wäre naheliegend. Allerdings: sind die Anbieter auf der richtigen Spur, oder laufen sie irgendwelchen Phantomen hinterher?

Wird der Kunde vom Anbieter überhaupt verstanden? Ganz schön schwierig, sich unvoreingenommen mit den Themen auseinander zu setzen. Dennoch. Rein ins Getümmel.

Meine Vorbereitung bestand, wie immer, aus einer Liste mit den anwesenden e-Learning Anbietern und noch ein paar anderen, die ich einfach mal besuchen wollte, um die Sache mal von einer anderen Seite zu beleuchten – überliste den blinden Fleck!

Neue Trends in der e-Learning Branche? So ging‘s denn, mit 14 Ausstellernamen auf der Liste, los. Ich war gespannt, wie die Reaktion der Aussteller nach dem ersten Tag ausfallen würde. In der Vergangenheit gab es immer wieder Unzufriedenheit und Frust unter den e-Learning Anbietern. Denen war die Messe zu wuselig, zu sehr in Richtung Personalverwaltung und Recruiting ausgerichtet, was auch immer. Die stark schwankende und vor allem wechselnde Zahl der Aussteller in den letzten 6 – 7 Jahren sprach Bände. Auch wenn die Besucherzahlen insgesamt stetig stiegen und das Messe- und Veranstaltungsformat reifer wurde, die e-Learning Aussteller waren unzufrieden.

Umso erstaunter war ich , dass manche Anbieter sogar mit zwei (!) Ständen präsent waren. Zum einen Time4You, die einen Stand für LMS hatten und – einen Stand für das Content-Angebot. Sieh an – ein Trend? Hierzu später mehr. Ebenso Talentsoft die auf einem Stand das HR System vorstellten und auf dem anderen das e-Learning Angebot. Hier zumindest war klar, dass durch die Übernahme von e-Doceo noch eine gewisse Teilung der neuen Firma in zwei Gruppen bestand. Dennoch interessant: ein ERP System Anbieter, der sich einen LMS Anbieter (pardon, einen e-Learning Gesamtanbieter) einverleibt hat…ein Trend auch hier?

Im Allgemeinen schienen die Anbieter mit der Kundenansprache zufrieden zu sein. Vor allem an den Ständen von Haufe, TTS, Time4You und Cornerstone konnte man kaum einen Gesprächspartner kriegen. Möglicherweise kommt das Messeformat inzwischen besser an, oder der Zuwachs der Besucherzahlen insgesamt führt einfach zu mehr Andrang an den Ständen. Nach Aussagen einer Standbesatzung würden die Besucher ganz allgemein dem Thema e-Learning mehr Interesse widmen. Das wäre eine gute Nachricht: der Besucher einer HR Messe nimmt e-Learning als gleichwertiges Thema neben Recruiting, Payroll und Gesundheitsmanagement wahr? Ein…Trend? Nun ja, die nächsten Ereignisse der Branche werfen bereits ihre Schatten voraus; da wird zu prüfen sein, ob dieser Verdacht sich verdichtet.

Was weiter? Wie es scheint, verbreitern immer mehr e-Learning Anbieter ihr Angebot. Die einen gehen vermehrt in Richtung Content-Produktion oder Seminarverwaltung, bleiben also dem Thema technologiebasiertes Lernen treu, die anderen erweitern das Angebot hin zu angrenzenden Fachgebieten wie Talentmanagement oder Personalverwaltung ganz allgemein. Eine Entwicklung, die es wert ist in einer strukturierten Analyse untersucht zu werden. Beispielsweise, könnte man die klassischen Anbieter von Lern Management Systemen daraufhin durchleuchten, wie weit das klassische Angebot erweitert wurde, und in welche fachliche Richtung. Ein interessantes Thema für eine Studie. Kunden von Uhlberg Advisory hätten so einen besseren Marktüberblick und könnten sich schneller entscheiden.

Beim Thema Blended Learning könnte man die Entwicklung der Gewichte der einzelnen Lernformate beobachten. Notiert.

Klassische LMS Anbieter unter Druck

Interessanter Weise scheint es aber aus der Gegenrichtung ebenfalls eine Bewegung hin zu e-Learning zu geben. So haben inzwischen einige der auf der Messe ausstellenden ERP Anbieter ein zumindest rudimentäres LMS im Angebot. Alter Hut, wird mancher sagen. Konzeptionell vielleicht, faktisch aber scheint es eine klare Zunahme solcher Angebote zu geben. So gesehen bei Workday und Rexx. Bei IBM scheinen zumindest Bereiche wie Watson Talent und Kenexa zusammenzuwachsen. Ist das bei anderen ERP System Anbietern auch der Fall? Noch ein Thema, das uns beschäftigen sollte.

Wenn also die LMS Welt in Richtung HR-ERP wächst und diese wiederum in Richtung LMS, bedeutet das, es gibt am Ende nur noch ein großes Ganzes? So wie bei den Schwergewichten der Branche? Wer wird siegen? Werden LMS Anbieter durch das Komplettangebot HR System verdrängt? Wo benötigt man in Zukunft noch LMS, das lediglich über eine Schnittstelle mit dem restlichen ERP verbunden ist? Wird der Wunsch nach technologischer Durchgängigkeit den Spezialanbieter ausspielen?

Erstaunlich in diesem Kontext zu beobachten, dass Endanwender sich mit oft nur rudimentären LMS Funktionen zufrieden geben, wenn sie nur mit geringem Aufwand zu beschaffen und bei niedrigen Aufwendungen in Gang zu halten sind. Möglicherweise zählt die hohe Vielfalt an Funktionen und deren hohe Ausbaustufe für Endanwender weniger, als sich so mancher LMS Anbieter eingestehen möchte. Das hätte dramatische Konsequenzen auch für das Beratungsgeschäft. Wie würde sich das auf die Lernstrategie auswirken?

Da sind einige Szenarien denkbar. Anstatt, beispielsweise das LMS und dessen Anbieter im Fokus zu haben, müsste man das Lernsystem zum gesamten ERP System in Kontext bringen. Allerdings: Wer schon das HR System von einem Anbieter zu Hause laufen hat, braucht eigentlich nicht mehr auszuwählen. Da geht es vermutlich nur noch um den richtigen Lerncontent und die passende Trainingsstrategie. Bildungsmanagement im Wandel?

Auch hier also eine Menge Anregungen für jeden, der sich mit dem Thema Infrastrukturen für Lernsysteme auseinander setzt.

Zusammenfassend kann man also sagen:

  1. Es bewegt sich was im e-Learning Markt und das auf der Ebene der ERP Technologie.
  2. Die Zukunft Personal zeigt durch die Breite des Themenangebots eine für den Besucher sehr gute Abdeckung im HR Bereich.
  3. Das Beratungsgeschäft für Uhlberg Advisory bleibt herausfordernd.

Die nächsten e-Learning Events stehen schon vor der Tür

Wir werden unsere Beobachtungen auf den nächsten Events, namentlich dem Corporate Learning Camp (CLC) in Frankfurt (dieses Jahr im Zeitraum 28.-29.09.17), der Online Educa in Berlin (06.-08.12.17)und dann natürlich auf der Learntec 2018 in Karlsruhe (30.01.-01.02.2018), fortführen und vertiefen. Wir berichten.

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