Digitale Lernumgebungen werden auf der Basis von Strategie- und Entwicklungsprozessen realisiert. Für die Planung von Ausbildungsvorhaben und Instruktionssystemen haben sich unterschiedliche Modelle etabliert. Das bekannteste Modell für ist das ADDIE-Modell.
Das Akronym steht im Englischen für:
Geschichte
Das ADDIE-Modell wurde in den 1970er Jahren von der Florida State University zur Optimierung von Ausbildungsvorhaben entwickelt. In den letzten Dekaden wurde es sukzessive überarbeitet und an die Anforderungen moderner Instruktionssysteme angepasst.
Das Instruktionsdesign-Modell kann als „Fahrplan“ verstanden werden. Es hilft Instruktionsdesignern, Ausbildungsvorhaben wie Web Based Training (WBT) optimal zu planen. Das ADDIE-Modell baut auf fünf Prozess-Phasen auf. Die einzelnen Phasen werden vollständig durchlaufen, bevor mit der Ausarbeitung der nachfolgenden Stufe begonnen wird.
Ein e-Learning-Projekt beginnt mit einer gründlichen Analyse. Dazu gehören zwei zentrale Aufgaben:
Bei der Bedarfsanalyse müssen folgende Fragen beantwortet werden:
Die Definition der Zielgruppe ist ebenfalls von Relevanz. Sie ist Voraussetzung dafür, dass der Kurs optimal auf die Bedürfnisse der Lerner ausgerichtet werden kann.
Bei der Zielgruppenanalyse müssen Instruktionsdesigner folgende Fragen beantworten:
Unter „Design“ wird bei der Entwicklung von Instruktionssystemen die didaktische Konzeption (= Instruktionsdesign) verstanden. Die Konzeption basiert auf der Grundlage der Erkenntnisse, die in der Analyse-Phase gewonnen wurden.
Diese zentralen Aufgaben der Design-Phase sind:
Die Ergebnisse dieser Phase können von Auftrag zu Auftrag variieren. In der Regel werden zwei bis drei Artefakte erstellt. Dazu gehören:
In Abhängigkeit vom Projektumfang und des Kunden-Briefings wird bereits in dieser Phase ein Prototyp erstellt. Damit erhalten sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer ein Bild von dem zu erstellenden Kurs. Das gilt insbesondere dann, wenn ganze Kursreihen auf der Basis eines einheitlichen Konzeptes produziert werden sollen. (Falls erforderlich, kann auch ein „Klick-Dummy“ erstellt werden.)
Die Entwicklung (Development) basiert auf den Ergebnissen der Design-Phase. In dieser Phase werden die benötigten Medien produziert. Ferner werden die Programme entwickelt und getestet.
Neben der Contenterstellung mithilfe eines Autorentools (was heutzutage die Regel ist) werden alle (multi-)medialen Elemente erstellt, bzw. zugekauft. Dazu gehören:
In der Entwicklungs-Phase werden alle Elemente gemäß den Drehbuchanweisungen und des Navigationsplans implementiert. Hier kann bereits eine „Beta-Testung“ vorgenommen werden. Dabei kann beispielsweise überprüft werden, ob alle Inhalte korrekt erstellt und ob die einzelnen Lerneinheiten korrekt verlinkt wurden. So können Fehler rechtzeitig erkannt und korrigiert werden.
Mitunter werden nach Erstellung und Abnahme der sprachlichen Leitversion weitere Sprachversionen des WBTs erstellt.
Nach Abschluss des Entwicklungsprozesses wird der Kurs auf einem Learning Management System (LMS) hochgeladen und in den Lernkatalog übernommen. In der Regel wird das fertige Produkt in eine Runtime- Version exportiert, die entweder mit einer SCORM- und/oder HTML5- Schnittstelle verbunden ist. Anhand der Schnittstelle können verschiedene Anwender-Statistiken erstellt werden. Dazu gehören Lernerfolg, Lernzeit und/oder Lernstand.
Die Evaluation, respektive die Auswertung, dient der Qualitätssicherung. In dieser Phase findet eine umfassende Kontrolle sowohl der Lerninhalte als auch der Funktionalität statt. Das bedeutet, dass die Testergebnisse der Implementierungsphase ausgewertet werden. Ferner wird überprüft, ob die in der Analyse-Phase gesetzten Ziele erreicht werden.
Für die Evaluation können zwei Methoden in Betracht gezogen werden:
Die Evaluation umfasst:
Im Vorfeld müssen die Parameter für die Evaluation ermittelt werden. Eine vergleichende Messung des Lernerfolgs und der Annahme des Produktes durch die Lerner ist nur dann gewährleistet, wenn die richtigen Parameter bei der Analyse-Phase ermittelt wurden.
Parameter für die Evaluation:
In der Praxis wird dieses Standardmodell sehr häufig modifiziert. Produzenten von e-Learning Content haben i.d.R. eigene Entwicklungsstrategien, z.B., um sich durch eigene Produktkonzepte vom Wettbewerb abzuheben.
Die Grundstruktur des ADDIE-Modells wird aber bei allen Strategie- und Entwicklungsprozessen von e-Learning Kursen angewandt.
Damit ist gewährleistet, dass zukünftige Produkte in qualitativer Hinsicht besser realisiert, bzw. das aktuelle Produkt optimal gestaltet werden kann. Das kann entweder durch Produktverbesserung oder durch Begleitmaßnahmen geschehen.