ADDIE – das Instruktionsdesign-Modell für die Produktion von Web Based Training

Digitale Lernumgebungen werden auf der Basis von Strategie- und Entwicklungsprozessen realisiert. Für die Planung von Ausbildungsvorhaben und Instruktionssystemen haben sich unterschiedliche Modelle etabliert. Das bekannteste Modell für ist das ADDIE-Modell.

Das Akronym steht im Englischen für:

  • A für Analysis
  • D für Design
  • D für Development
  • I für Implementation
  • E für Evaluation

Geschichte

Das ADDIE-Modell wurde in den 1970er Jahren von der Florida State University zur Optimierung von Ausbildungsvorhaben entwickelt. In den letzten Dekaden wurde es sukzessive überarbeitet und an die Anforderungen moderner Instruktionssysteme angepasst.

Das Instruktionsdesign-Modell kann als „Fahrplan“ verstanden werden. Es hilft Instruktionsdesignern, Ausbildungsvorhaben wie Web Based Training (WBT) optimal zu planen. Das ADDIE-Modell baut auf fünf Prozess-Phasen auf. Die einzelnen Phasen werden vollständig durchlaufen, bevor mit der Ausarbeitung der nachfolgenden Stufe begonnen wird.

 

Was verbirgt sich hinter den einzelnen Prozess-Phasen?

 

Analyse-Phase

Ein e-Learning-Projekt beginnt mit einer gründlichen Analyse. Dazu gehören zwei zentrale Aufgaben:

  1. Die Bedarfsanalyse – auf dieser Basis können die Lerninhalte definiert werden.
  2. Die Zielgruppenanalyse – sie hilft bei der Formulierung des didaktischen Ansatzes.

Bei der Bedarfsanalyse müssen folgende Fragen beantwortet werden:

  • Welche Lerninhalte sollen vermittelt werden?
  • Was sollen die Kursteilnehmer am Ende des Kurses gelernt haben?

Die Definition der Zielgruppe ist ebenfalls von Relevanz. Sie ist Voraussetzung dafür, dass der Kurs optimal auf die Bedürfnisse der Lerner ausgerichtet werden kann.

Bei der Zielgruppenanalyse müssen Instruktionsdesigner folgende Fragen beantworten:

  • Wie müssen die Kursinhalte sprachlich und didaktisch aufbereitet werden?
  • Über welche Kompetenzen verfügen die Kursteilnehmer?
  • Wie sieht die Altersstruktur aus?
  • Über welche Sprachfertigkeit und Technik-Affinität verfügen die Teilnehmer?
  • Wie gestaltet sich das Arbeitsumfeld, bzw. die Lernumgebung?
  • Bestehen Lernbeeinträchtigungen?
  • Wie soll der zeitliche Rahmen gestaltet werden?

 

Design-Phase

Unter „Design“ wird bei der Entwicklung von Instruktionssystemen die didaktische Konzeption (= Instruktionsdesign) verstanden. Die Konzeption basiert auf der Grundlage der Erkenntnisse, die in der Analyse-Phase gewonnen wurden.

Diese zentralen Aufgaben der Design-Phase sind:

  • Festlegung der didaktischen Lernziele (kognitiv, affektiv oder psychomotorisch)
  • Strukturierung der Kursinhalte
  • Festlegung der Länge einzelner Lektionen

Die Ergebnisse dieser Phase können von Auftrag zu Auftrag variieren. In der Regel werden zwei bis drei Artefakte erstellt. Dazu gehören:

  1. Die Storyline. Diese stellt eine Mischung aus strukturellem und inhaltlichem Grobkonzept dar.
  2. Das Storyboard. Es enthält alle audio-visuellen Inhalte sowie Anweisungen an die Mediengestalter- und Entwickler.
  3. Das dritte Artefakt umfasst die Erstellung oder Übernahme des Design-Guides des Kunden sowie die Gestaltung der Navigation. Diese Artefakte müssen zwingend vor der Erstellung des Storyboards (optimalerweise bereits vor Erstellung der Storyline oder des Grobkonzeptes) erstellt und abgenommen werden. (Grund: Es handelt sich um wesentliche Elemente, die für die Erstellung des Drehbuches erforderlich sind.)

In Abhängigkeit vom Projektumfang und des Kunden-Briefings wird bereits in dieser Phase ein Prototyp erstellt. Damit erhalten sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer ein Bild von dem zu erstellenden Kurs. Das gilt insbesondere dann, wenn ganze Kursreihen auf der Basis eines einheitlichen Konzeptes produziert werden sollen. (Falls erforderlich, kann auch ein „Klick-Dummy“ erstellt werden.)

 

Entwicklungs-Phase

Die Entwicklung (Development) basiert auf den Ergebnissen der Design-Phase. In dieser Phase werden die benötigten Medien produziert. Ferner werden die Programme entwickelt und getestet.

Neben der Contenterstellung mithilfe eines Autorentools (was heutzutage die Regel ist) werden alle (multi-)medialen Elemente erstellt, bzw. zugekauft. Dazu gehören:

  • Texte,
  • statische und interaktive Grafiken,
  • Audio,
  • Video,
  • Fotos,
  • Anhänge,
  • Wissenstests.

In der Entwicklungs-Phase werden alle Elemente gemäß den Drehbuchanweisungen und des Navigationsplans implementiert. Hier kann bereits eine „Beta-Testung“ vorgenommen werden. Dabei kann beispielsweise überprüft werden, ob alle Inhalte korrekt erstellt und ob die einzelnen Lerneinheiten korrekt verlinkt wurden. So können Fehler rechtzeitig erkannt und korrigiert werden.

Mitunter werden nach Erstellung und Abnahme der sprachlichen Leitversion weitere Sprachversionen des WBTs erstellt.

 

Implementierungs-Phase

Nach Abschluss des Entwicklungsprozesses wird der Kurs auf einem Learning Management System (LMS) hochgeladen und in den Lernkatalog übernommen. In der Regel wird das fertige Produkt in eine Runtime- Version exportiert, die entweder mit einer SCORM- und/oder HTML5- Schnittstelle verbunden ist. Anhand der Schnittstelle können verschiedene Anwender-Statistiken erstellt werden. Dazu gehören Lernerfolg, Lernzeit und/oder Lernstand.

 

Evaluation-Phase

Die Evaluation, respektive die Auswertung, dient der Qualitätssicherung. In dieser Phase findet eine umfassende Kontrolle sowohl der Lerninhalte als auch der Funktionalität statt. Das bedeutet, dass die Testergebnisse der Implementierungsphase ausgewertet werden. Ferner wird überprüft, ob die in der Analyse-Phase gesetzten Ziele erreicht werden.

Für die Evaluation können zwei Methoden in Betracht gezogen werden:

  1. Die formative, also begleitende Evaluation.
  2. Die summative, die sich auf die Messung der Ergebnisse fokussiert.

Die Evaluation umfasst:

  • alle Phasen des Instruktionsdesigns
  • des Systems
  • der Maßnahme

Im Vorfeld müssen die Parameter für die Evaluation ermittelt werden. Eine vergleichende Messung des Lernerfolgs und der Annahme des Produktes durch die Lerner ist nur dann gewährleistet, wenn die richtigen Parameter bei der Analyse-Phase ermittelt wurden.

Parameter für die Evaluation:

  • Welchen Zweck verfolgt die Evaluation?
  • Welche Informationen sollen erhoben werden?
  • Für wen sind diese Informationen bestimmt?
  • Was muss zur Evaluation sichergestellt werden?
  • Können die Mitarbeiter des Unternehmens ihre Lernziele erreichen?

 

Das ADDIE-Modell in der Praxis

In der Praxis wird dieses Standardmodell sehr häufig modifiziert. Produzenten von e-Learning Content haben i.d.R. eigene Entwicklungsstrategien, z.B., um sich durch eigene Produktkonzepte vom Wettbewerb abzuheben.

Die Grundstruktur des ADDIE-Modells wird aber bei allen Strategie- und Entwicklungsprozessen von e-Learning Kursen angewandt.

Damit ist gewährleistet, dass zukünftige Produkte in qualitativer Hinsicht besser realisiert, bzw. das aktuelle Produkt optimal gestaltet werden kann. Das kann entweder durch Produktverbesserung oder durch Begleitmaßnahmen geschehen.

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